Igersheim. Es ist jährlich ein wiederkehrendes Problem. Immer, wenn die erste Heumahd ansteht, hat die Natur ein Hintertürchen geöffnet, etwa die kurz zuvor geborenen Rehkitze. Die werden von der Geiß nämlich im hochstehenden Gras der Wiesen abgelegt. Dort sind sie sicher vor Räubern aller Art. Doch mit dem Einzug moderner Landtechnik begann das Problem, dass sie „vermäht“ werden – viel Kitze sterben jedses Jahr, weil die Maschinen schneller sind als der Mensch. Bei nahen der Gefahr „drücken“ sich die Kitrze nämlich nur noch tiefer ins Gras, flüchten jedoch tun sie nicht. Solange der Mensch mit der Sense gemäht hat, sah er die Lagestätten. Später behalfen sich die Jäger – und tun es heute noch – mit dem Absuchen der zur Mahd anstehenden Wiese. Doch das ist zeitaufwändig und bindet „Manpower“. Moderne Technik hingegen schützt die Kitze und entlastet somit Jäger und Landwirte. Der Hegering Igersheim hatte sich deshalb zum Ankauf von modernen „Kitzrettern“ entschieden. Leicht gemacht wurde diese Entscheidung, da auch die Gemeinde Igersheim ihren Anteil leistete – Bürgermeister Frank Menikheim sagte spontan 1400 Euro zu (wir berichteten). Somit konnten 28 Geräte angeschafft werden. Die erzeugen – aufgestellt in den Wiesen – unerschiedliche und sich verändernde Töne und Lichtsignale; ein Gewöhnungseffekt tritt also nicht ein. Zudem reicht es notfalls auch, sie kurz vor dem Mähtermin, also spätestens am Abend zuvor, in den Wiesen aufzustellen. Je nach Größe des Wiesenstückes werden ein, zwei oder auch drei Geräte gebraucht. Der Auf- und Abbau nimmt nur wenig Zeit in Anspruch, die Geräte können somit vielfach eingesetzt werden. Und da Revierpächter und Landwirte gut „vernetzt“ sind, erfahren die Jäger frühzeitig, wo gemäht werden soll.
Nun ist der Sommer fast vorbei, die Kitze sind längst gut zu Fuß und brauchen den Schutz hoher Wiesen nicht mehr – die Geiß führt sie durch Wald und Flur. Da liegt es nahe, einmal nach der Bilanz des Einsatzes dieser technischen Geräte zu fragen. Der Igersheimer Hegeringleiter Denis Dallmann ist voll des Lobes: „Der Einsatz der Kitzretter war ein voller Erfolg“, sagt er im Gespräch mit dem „rasenden Reporter“ HP. In den beteiligten sieben Revieren – nur eines machte nicht mit – „haben wir nicht ein einziges vermähtes Kitz registrieren müssen“, betont der passionierte Jäger und Heger. Somit habe sich die Investition „gleich mehrfach gelohnt: Für die Natur insgesamt, für die Jäger und natürlich für die Landwirte, denen es ja auch keinen Spaß macht, ein Kitz zu vermähen“, erklärt Dallmann. Dem erneuten Einsatz der Kitzretter-Geräte im nächsten Jahr steht somit nichts im Wege. Ausdrücklich dankt der Hegeringleiter dabei nochmals Bürgermeister Frank Menikheim und dem Gemeinderat für die Unterstützung. „Ohne diesen Zuschuss hätten wir nicht so viele Kitzretter anschaffen können“, sagt Dallmann.
Foto: Passionierter Naturschützer, Jäger und Heger: Der Igersheimer Hegeringleiter Denis Dallmann ist voll des Lobes über den Einsatz der im Frühjahr angeschafften Kitzretter. In den sieben beteiligten Revieren wurde kein einziges Kitz vermäht.
Text und Foto: HP