Den Mähtod verhindern

Städte unterstützen die Kreisjägervereinigung / Zuschuss für Kitzretter

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Der Frühling kommt mit Macht, und deutlich sichtbar ist das auch an den Wiesen – das Gras steht, dem Regen sei Dank, bereits ca. 30 Zentimeter hoch. Gut für die Landwirte, aber auch für das Rehwild, denn die Geißen „setzen“ ihre Kitze. „Abgelegt“ werden sie dann im hohen Gras, wo sie optimalen Schutz finden vor Fressfeinden. Die Kitze „drücken“ sich am Boden, und da sie keinen Eigengeruch haben, sind sie von Fuchs oder auch Wildschein kaum aufzuspüren. Fliehen tun sie, wenn überhaupt, erst im letzten Moment. Und das ist zu spät beim Tempo heutiger Mähmaschinen - immer wieder werden Kitze „vermäht“.

Das muss nicht sein und ist auch für die Landwirte unangenehm, zumal es wahrlich kein schöner Anblick ist. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Revierpächtern werden die Jäger rechtzeitig informiert, welche Wiese wann gemäht werden soll. So können die Jäger die entsprechende Fläche absuchen und die Kitze in ein benachbartes Wiesenstück bringen, wo die Geißen sie auch wieder finden. Die Suche nach den Kitzen und damit die Rettung vor dem Mähtod erfolgt – hier schreitet die Technik ebenfalls voran - mittlerweile auch mit Drohnen, die mit Wärmebildkameras bestückt sind. Doch diese stehen nur in begrenzter Zahl zur Verfügung. Eine bewährte und effektive Alternative sind so genannte Kitzretter – kleine technische Geräte, die notfalls noch am Abend vor der morgendlichen Mahd in der Wiese angebracht werden können.

Im Mai/Juni werden die Kitze mit etwa einem Kilogramm Gewicht geboren. Sie werden von der Geiß (Mutter) im hohen Gras abgelegt. „In den ersten Lebenstagen besucht die Mutter die Kitze nur zum Säugen, um nicht die natürlichen Feinde auf die Spur der Jungtiere zu locken“, erklärt Kreisjägermeister Florian Dietzel. Und: Die Kitze werden aus sicherer Entfernung von der Ricke beobachtet. Die Kitze „drücken“ sich reglos am Boden, geschützt vom hohen Gras ringsum, um vor Feinden sicher zu sein. In den ersten Lebenstagen haben sie noch keinen Eigengeruch. „Wer ein Kitz in einer Wiese entdeckt, etwa beim Spaziergang, sollte es daher niemals berühren, da die Ricke sie dann nicht mehr annimmt. Die Kitze sind nicht verwaist, die Geiß kommt regelmäßig zum Säubern und Säugen“, betont Dietzel.

Um für die in Kürze anstehende erste Mahd gerüstet zu sein, hat der Vorstand der Kreisjägervereinigung eine Kitzretter-Sammelbestellung beschlossen. Diese Geräte werden von den jeweiligen Revierpächtern rechtzeitig vor der Mahd in den Wiesen aufgestellt und sorgen mittels sich ständig ändernder Licht- und Tonsignale dafür, dass die Rehgeiß ihr Kitz aus der betreffenden Wiese führt und ein anderes Quartier aufsucht. Der Landwirt kann also am nächsten Tag mähen, ohne dass dabei die Gefahr besteht, ein Kitz zu verletzen oder zu töten. „Die Kitzretter kommen zusätzlich zu unseren bewährten Drohnen zum Einsatz, da durch diese nicht zeitgleich alle Reviere abgedeckt werden können“, erläutert der Kreisjägermeister. Im Bereich der KJV Mergentheim stünden aktuell zwei vereinseigene Drohnen in Bad Mergentheim und eine Drohne beim Hegering Creglingen zur Verfügung, sagt Dietzel.

Die Kitzretter werden von den jeweiligen Revierpächtern selbst beschafft und auf den Feldern und Wiesen angebracht. Im Bereich der gesamten Vereinigung werden aktuell zusätzliche 155 Kitzretter bestellt. Durch Rabatt aufgrund der Sammelbestellung und einen Zuschuss der Kreisjägervereinigung konnten die Kosten auf 70 Euro pro Gerät reduziert werden.

Von den Städten Bad Mergentheim, Weikersheim und Creglingen liegen bereits die Zusagen vor, dass die Selbstkosten der Revierpächter im jeweiligen Gemeindegebiet zur Hälfte übernommen werden. In Niederstetten muss der Gemeinderat noch über den Zuschuss abstimmen. In Igersheim wurden bereits im vergangenen Jahr Kitzretter mit einem Zuschuss der Gemeinde beschafft.

So trafen sich im „Jägerhaus“ Vertreter der Kreisjägervereinigung mit den Bürgermeistern aus Creglingen, Weikersheim, Niederstetten und Bad Mergentheim zur symbolischen Übergabe. „Wir unterstützen diese Investition im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes“, waren sich die anwesenden Verwaltungschefs Heike Naber (Niederstetten), Uwe Hehn (Creglingen), Nick Schuppert (Weikersheim) und Udo Glatthaar (Bad Mergentheim) einig. Die gute und enge Zusammenarbeit mit der KJV und den Revierpächtern sowie mit den Landwirten vor Ort sei ein „erklärtes Ziel“ der Kommunalpolitik, betonten die Bürgermeister. Florian Dietzel dankte im Namen der KJV sowie der Hegeringe für die „unbürokratische und schnelle Zuschusszusage“ der Verwaltungschefs.

Vorschaufoto: zeigt (von links) KJV-Kassier Prof. Jens Schütte, den Weikersheimer Bürgermeister Nick Schuppert, Bürgermeisterin Heike Naber (Niederstetten), Bürgermeister Uwe Hehn (Creglingen), OB Udo Glatthaar (Bad Mergentheim), Kreisjägermeister Florian Dietzel sowie die beiden Hegeringleiter Iris Konrad (Bad Mergentheim) und Jochen Schmitt (Weikersheim).

Text und Foto: Hans-Peter Kuhnhäuser